Kaspar

von Peter Handke

Da steht er: allein, stumm, ohne Wissen um sich selbst, bis er schließlich einen einzigen Satz herauspresst: »Ich möcht ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.« Dieser Satz ist Teil eines deutschen Mythos‘. Er basiert auf der berühmten Geschichte des 16-jährigen Kaspar Hauser, der 1828 mit einem Zettel in der Hand in Nürnberg auftauchte und kaum sprechen konnte, da er in weitgehender Isolation aufgewachsen war.

1968 nahm sich Peter Handke des Stoffes an und skizziert mit der Figur Kaspar einen Menschen, dem Sprache von »Einsagern« rabiat eingetrichtert und der mittels Sprache auf sozial-normative Linie gedrillt wird. Der Begriff »Sprachgewalt« ist hier wörtlich zu nehmen. Angesichts der Tatsache, dass inzwischen viele ihre Persönlichkeitsfindung vom oftmals gnadenlosen Urteil medialer Beobachter*innen und Kommentator*innen abhängig machen, mutet Handkes furioser »Kaspar« als geradezu prophetisch an.

Hier gelangen Sie zu einer Audio-Einführung in die Inszenierung, da wir coronabedingt leider keine Live-Einführungen machen: v.culturebase.org/e/i/n/f/u/ei...

Spieldauer: ca. 1 Stunde und 30 Minuten - keine Pause