Man nannte ihn auch den »Pavarotti von der Pau«
Das Theater Aachen verabschiedet sich in tiefer Trauer von Willy Schell – einem herausragenden Tenor, einem langjährigen Ensemblemitglied und einem wunderbaren Menschen.
Ab 1977 prägte Willy Schell mit seiner beeindruckenden Stimme und seiner leidenschaftlichen Bühnenpräsenz das musikalische Leben unseres Hauses. Ob Oper, Operette oder Schauspielmusik: Seine wandlungsfähige Tenorstimme und seine Liebe zur Kunst hinterließen bleibende Spuren in unzähligen Produktionen.
Willy Schell war gebürtiger Troisdorfer, aber vom Herzen ein echter Kölner – ein Mensch mit rheinischer Seele, der für ein »sowohl als auch« lebte, nicht für ein »entweder oder«. Diese Haltung spiegelte sich sowohl in seinem künstlerischen Wirken als Spieltenor wider als auch in seinem langjährigen Engagement als Personalratsvorsitzender.
Kolleg:innen und Publikum schätzten ihn nicht nur als Künstler, sondern auch als Menschen – herzlich, humorvoll und stets verbindend. Seine spontanen, pointierten Bemerkungen waren das berühmte »Salz in der Suppe« und vermittelten eine erfrischende Lebensfreude – auf wie hinter der Bühne.
Besonders hervorzuheben war Willy Schells großes Herz und sein offenes Ohr für alle Kolleg:innen. Er verstand es wie kaum ein anderer, zwischen den Abteilungen zu vermitteln und ein Gefühl des Miteinanders zu schaffen. Für ihn gab es nur ein »Wir«. Alle Mitarbeitenden – vom Handwerker über die Solist:innen bis zum technischen Personal – waren für ihn Teil eines Ensembles. Sie alle saßen für Willy sprichwörtlich »in einem Boot« und waren gemeinsam dafür verantwortlich, dass der Vorhang hochging.
Auch nach seinem Abschied von der Opernbühne – zuletzt glänzte er 2004 in »Cabaret« – blieb Willy Schell ein fester Bestandteil des Aachener Kulturlebens. Als Chorleiter, Freund und musikalischer Wegbegleiter war er eine Institution in unserer Stadt, besonders im Umfeld des Doms, wo seine Stimme ebenso wie sein Wesen die Gemeinschaft bereicherte. In Aachen – und besonders im Theater Aachen – galt er vielen längst als unsterblich.
Das Theater Aachen verneigt sich vor seinem Lebenswerk und sagt Danke für viele Jahre der Hingabe, der Inspiration und der Freundschaft. Unsere Gedanken und tief empfundene Anteilnahme gelten seiner Familie, seinen Freund:innen und allen, die sein Leben mit ihm teilten. Möge seine Stimme in unseren Herzen weiterklingen.
Mit stillem Gruß
Elena Tzavara
Generalintendantin Theater Aachen