Das Theater hat starke Konkurrenz, die im Zeitalter der Digitalität, der allgegenwärtigen Bildschirme, im Zeitalter von Social Media und Netflix noch gewachsen ist. Was macht die älteste Kunst der Darstellung bis heute so besonders für uns? Wir gehen gemeinsam auf Forschungsreise, durch virtuelle Welten und Gedankengebäude, musikalisch, sinnlich und humorvoll, manchmal ein bisschen wehmütig, aber vor allem neugierig: Wie sieht das Theater der Zukunft aus?
»Die Nichtbesucherin. Etüden für ein Gebäude« erfindet dafür gleich ein neues Genre: das »post screen theatre«, das die Bildschirme nicht bekämpft, sondern mit einbezieht: Hier gehen Avatare und Schauspieler:innen eine neue Verbindung ein, werden zu einem Ensemble und stellen sich gemeinsam Fragen: Welche Körper braucht die Bühne? Sind Formen politisch? Wo steht das Theater?
Inspiriert ist der Abend u.a. von Johann Wolfgang Goethe, Stanislawski oder Caroline Levine, aber besonders von Shumon Basars Begriffswelten der »Lorecore«. Der Begriff »Lore« kommt aus der Welt der Rollenspiele
und Computerspiele und bezeichnet die Hintergrundgeschichte, die einer Spielwelt zugrunde liegt. »Lorecore« bezieht sich auf »unser allgegenwärtiges, zwanghaftes Stützen auf Erzählungen, Meta-Erzählungen und Mythen in einer Zeit, in der die großen Narrative instabil geworden oder schon zusammengebrochen
sind.«
Die Selbstinszenierung in den sozialen Netzwerken ist eine Antwort auf unsere Überforderung mit dieser neuen Gegenwart – und auch diese wird in »Die Nichtbesucherin« erforscht. Texte treffen hier auf eine Vielfalt virtueller Bilder; barocke Arien werden in einen neuen Kontext gestellt. Aus dem Geist der Musik und ihrer Gesetze entsteht diese sinnliche Studie, in den wir uns vertrauensvoll hineinbegeben, uns verlieren und unsere Liebe für das Theater (wieder)finden dürfen.
Musikerin, Performerin und Autorin Polina Lapkovskaja alias POLLYESTER gibt mit dieser
Kreation im Team mit Videokünstler Mikko Gaestel ihren Einstand als Regisseurin. Als Musikerin und Performerin stand POLLYESTER schon auf vielen Bühnen der Republik, zuletzt u. a. in »Das Schloss« am Residenztheater München, wo sie sich selbst am E-Bass begleitend »quecksilbrige Zukunftsballaden im Falsett singt, sehr sehr schön«, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt.
Hinweis für Epileptiker/Menschen mit Lichtempfindlichkeit: Bei dieser Veranstaltung werden durchgängig Videoprojektionen auf allen drei Bühnenwänden eingesetzt, die bei bestimmten Bildfrequenzen unter Umständen epileptische Anfälle auslösen können.
#pressestimmen:
»Vielseitiges Spiel mit Avataren, Text und Bilderstrom: Die Uraufführung von "Die Nichtbesucherin" in der Kammer des Theaters Aachen stellt Sehgewohnheiten infrage.«
Aachener Zeitung
Doch gelingt diese Versuchsanordnung? Überfordert sie nicht? Ja und Nein! Sie überfordert auf die gleiche Art und Weise, wie das digitale Leben auf Tiktok, Instagram und Co. überfordert. Und trotzdem tropfen die Fragen, die die zwölf Etüden dem Publikum stellen, auf fruchtbaren Boden. Was ist noch echt? Und wie kann Theater dabei helfen das Echte zu spüren?«
Aachener Zeitung
»In die textlastige Performance ist sparsam, aber effektvoll Irina Popovas Gesang eingebettet. Das ist eine solche Wohltat, dass das Publikum spontan applaudiert. Die Schönheit der Kunst kann auch eine Antwort sein.«
Aachener Zeitung